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Alpenüberquerung mit Hund - vom Tegernsee nach sterzing

Aktualisiert: 27. Nov. 2023


Alpenüberquerung mit Hund
Sarah Effer Coaching

Ein leichtes Kribbeln zieht sich beim Anblick der Wanderschilder durch meinen Magen. Es ist ein herrlich sonniger Samstagmorgen. Etwas nervös Suche ich nach dem „Ü“, das als Wegweiser für unsere Alpenüberquerung dienen soll. Gefunden! Tief atme ich ein, erblicke im Süden die zu erreichenden Berggipfel und laufe mit Peanut los.

Den schweren, mit allerlei Ausrüstung beladenen Rucksack auf dem Rücken, folgen wir dem Hinweisschild in Richtung Tegernseer Höhenweg. Während der Rucksack leicht in meine Schlüsselbeine zwickt, realisiere ich langsam, dass unser Abenteuer nun beginnt.


Aber ganz von vorn......


Mit der Überquerung der Alpen sollte ein Traum wahr werden – zu Fuß über die Alpen mit meinem treuen Begleiter Peanut. So begann ich bereits frühzeitig mit der Recherche, welche Route es werden sollte – denn dabei gibt es nicht nur bzgl. des eigenen Könnens, sondern auch bzgl. der Anforderungen an den eigenen Hund vieles zu bedenken:

  • Welche Etappenlängen können wir laufen?

  • Wie sind die Gegenbenheiten der Etappen?

  • Welche Ausrüstung brauche ich?

  • Wo übernachten wir?

  • Wie versorge ich Peanut 9 Tage mit Futter? U.v.m.


Die Wahl der Route

Ich entschied mich für die Route vom Tegernsee nach Sterzing. Diese ist als leichte, technisch einfache und landschaftlich abwechslungsreiche Alpenüberquerung beschrieben. Mit Etappenlängen von ca. 5 Stunden und überschaubar zu überwindenden Höhenmetern ist diese Route gut als erste gemeinsame Alpentour mit Hund geeignet.


Routenplanung gemäß Rother Wanderführer ISBN 978-3-7633-4565-6 9 Tage, 120 km, 3031 hm rauf, 3555 hm runter


Vorbereitungen, Ausrüstung und Übernachtungsmöglichkeiten

Zelten mit Hund
Sarah Effer Coaching

Die Frage nach den Übernachtungsmöglichkeiten war schnell geklärt. Mit Zelt, Schlafsack und Isomatte im Gepäck, hielt ich mir die Möglichkeit frei, auf Campingplätzen oder, je nach Erlaubnis, in den Bergen zu übernachten, sofern ich mit Peanut auf den Hütten keine Schlafmöglichkeit finde.

Das Übernachten mit Hund ist in den Hütten, wenn überhaupt, nur in den kleineren Zimmern nicht im Schlafsaal möglich. Daher ist eine vorherige Anfrage unbedingt erforderlich. Häufig werden Reinigungspauschalen für den Hund in Höhe von 5- 10 € erhoben.

Ich entschied Peanuts Futter entlang Strecke vorzuschicken. Da ich keine fest geplanten Unterkünfte hatte, nahm ich Kontakt zu verschiedenen Geschäften auf der Route auf. Etwas verwundert über die ungewöhnliche Anfrage, freuten sie sich doch, mich bei meinem Vorhaben zu unterstützen – so verschickte ich 4 Pakete mit Futter.


Ausrüstung für den Hund: Schuhe mit Gummisohle Spezielles Wander- bzw. Klettergeschirr Maulkorb Verbandsmaterial Schmerzmittel, Wundsalbe, Kohletabletten


Welche Signale sollte mein Hund können

In den Bergen kann es schnell z.B. durch schmale Pfade oder steilere Felspassagen zu Situationen kommen, in denen der Hund gut führbar sein sollte. Neben den Klassikern, wie Leinenführung, Sitz und Rückruf sind, sofern der Hund auch mal ohne Leine läuft, Signale auf Entfernung sehr hilfreich.

Auf dieser Route gibt es hin und wieder kurze Abschnitte, an denen es sinnvoll ist, den Hund vorzuschicken und auf Entfernung zu stoppen. Hierfür ist das Signal “Sitz” auf Entfernung eine gute Möglichkeit. Ist man alleine unterwegs, kann es durchaus sinnvoll sein, das Anbinden und Weggehen zu trainieren, um dem Hund das Warten vor Duschräumen, vor manchen Hütten oder am Tisch für den Toilettengang zu erleichtern.


Aber nun zurück zum Anfang...


Etappe 1+2 Gmund- Kreuth

Hüttenübernachtung mit Hund
Sarah Effer Coaching

Unser Weg führt durch dichten, kühlen Tannenwald. Kleine Lichtungen ermöglichen uns immer wieder den Blick auf den schönen Tegernsee, dessen Südufer heute wegen hoher Temperaturen unser Ziel sein soll. Witterungsbedingt ist man in den Bergen oft gezwungen schlechtes Wetter auf einer Hütte auszusitzen, Etappen zu umlaufen oder wie heute in unserem Fall, Etappen auf Grund zu hoher Temperaturen zu teilen.


Etappe 3 Kreuth - Blaubergalm

Nach einer unruhigen Nacht im Zelt – zugegeben ist das Schlafen auf einer Isomatte nicht mehr das, was es mit 20 mal war - laufen P und ich weiter nach Kreuth, von wo der Aufstieg zur Blaubergalm beginnt. Anfangs führt der Weg flach an der klaren Weissach vorbei, bis es dann bald über Holzstufen und Baumwurzeln steil hinauf geht und wir schnell einige Höhenmeter überwinden.

Der schweißtreibende Anstieg lohnt sich – der Ausblick ist traumhaft.

Auf den wunderschönen Pfaden hinauf zur Blaubergalm begegnen wir, wie auf unserer weiteren Tour, immer wieder Kuhherden. Kühe sind nicht zu unterschätzen, vor allem nicht, wenn man mit Hund unterwegs ist. Hunde sind für Kühe natürliche Feinde. Speziell Mutterkühe können mit Angriff reagieren, um ihre Kälber zu schützen.


Verhaltensempfehlung bei Begegnung mit Weidevieh

  • Den Hund abgewendet von der Herde an der kurzen Leine führen

  • Die Herde möglichst umgehen

  • Ruhig verhalten

  • Drohgebärden von Kühen äußern sich durch Heben und Senken des Kopfes, Schnauben, Scharren und Brüllen aus. Bei diesen Alarmsignalen, sollte man die Weide langsam rückwärts verlassen.

  • Falls die Kühe den angeleinten Hund angreifen, sollte der Hund losgelassen werden, damit er fliehen kann. Ein Hund ist meist schnell genug, um einem Kuhangriff auszuweichen.

Bäche fließen kaum auf dieser Etappe – genügend Wasser einpacken. Peanut und ich dürfen auf der urigen Alm übernachten und genießen den Anblick der untergehenden Sonne, die die umliegenden Berggipfel in den unterschiedlichsten Farben erscheinen lässt. Glücklich über einen tollen ersten Aufstieg fallen wir ins Bett.


Gipfeltour mit Hund
Sarah Effer Coaching

Etappe 4 Blaubergalm - Achenkirch

Gestärkt mit einem ausgiebigen Frühstück starten Peanut und ich die nächste Etappe. Über einen Forstweg geht es durch den Wald nach Achenwald. Ab Achenwald fährt 2x tgl. um 09:30 und 15:45 ein Bus nach Achenkirch. Alternativ kann man, wie wir, kurz vor Achenwald links in einen Forstweg einbiegen – dieser ist auf den verschiedenen Wanderapps zu

erkennen.


Übernachtungsmöglichkeit: Campingplatz Alpen Caravan Park am Achensee


Etappe 5 Achenkirch - Fügen

Achensee
Sarah Effer Coaching

Um 06:00 früh kriechen Peanut und ich aus unserem Zelt am Achensee, auf dem noch ein Dunstschleier, den bald die aufgehende Sonne vertreibt, liegt. Diese Etappe führt uns über den Mariensteig entlang des Achensees – ein traumhafter, aber nicht zu unterschätzender Pfad vor allem bei Nässe, da es stellenweise steil hinab in den türkisblauen Achensee geht. Hier ist Trittsicherheit erforderlich.


Auf dem Pfad plätschern, zumindest derzeit, immer wieder kleine Bäche hinunter, sodass genug Wasser für Peanut vorhanden ist. Die letzten Kilometer erstrecken sich an der Promenade des Achensees bis nach Maurach. Von Maurach aus fahren wir mit Bus und Bahn weiter nach Fügen. Achtung in Österreich gilt in öffentlichen Verkehrsmitteln und Gondeln Maulkorbpflicht.

Völlig erschöpft von der Hitze lassen wir uns auf einem Campingplatz nahe Fügen in einem schattigen Plätzchen nieder und tanken Energie für die morgige Etappe nach Hochfügen.


Übernachtungsmöglichkeit: Campinplatz Hell in Gagering


Etappe 6 Fügen - Hochfügen

Die Spieljochbahn bringt uns hinauf auf 1848 m. Die erste Bergfahrt ist erst um 09:00, somit starten wir heute ausgeschlafen etwas später in den Tag. Der Trail nach Hochfügen, der keinerlei schwierige Passagen aufweist, verläuft die meiste Zeit mit traumhafter Aussicht an einem Bergkamm entlang. Auf diesem Etappenstück gibt es keine Trinkmöglichkeiten für den Hund. Erst auf den letzten Kilometern laufen wir durch einen mit Blaubeerfeldern reich bestücktes Waldgebiet durch das etliche Bäche verlaufen. Übernachtungsplätze mit Hund findet man ca. 1 Gehstunde vor Hochfügen am Loassattel.


Etappe 7 Hochfügen - Melchboden

Weitwanderwege mit Hund
Sarah Effer Coaching

Von Hochfügen starten P und ich noch vor Sonnenaufgang Richtung Rastkogelhütte. Dies ist mit 650 hm der längste Anstieg dieser Etappe. Auf diesem Stück gibt es genügend Trinkmöglichkeiten für den Vierbeiner. Kaum haben wir den Kamm überquert erblicken wir im Sonnenschein in der Ferne die ersten schneebedeckten Berggipfel- ein guter Moment um innezuhalten- atemberaubend. Die letzten Kräfte treiben uns hinauf zum Gipfel des Rauenkopfs auf 2268m. Wir genießen einen herrlichen Ausblick auf die Bergwelt der Zillertaler Alpen und auf unser Etappenziel die Jausenstation Melchboden. Nun ist es wieder Zeit einen Teil der Strecke mit Bus und Bahn zurückzulegen. Über Hippach und Mayrhofen fahren wir zum Schlegeisspeicher. Herzlich werden Peanut und ich in der Domenikushütte empfangen. Hier sind je nach Kapazität Hunde erlaubt und herzlich willkommen- unbedingt vorher anfragen.


Als Tipp: Häufig sind Hüttenplätze lange im Voraus ausgebucht, werden aber kurzfristig storniert sodass es sich oft lohnt taggleich auf entsprechenden Hütten nachzuhören, ob ein Platz freigeworden ist.


Etappe 8 Schlegeisspeicher - Pfitsch

Pfitschertal mit Hund
Sarah Effer Coaching

Vom wunderschönen Schlegeisspeicher starten wir unsere vorletzte Etappe über das Pfitscherjochaus ( leider keine Hunde erlaubt) Richtung Italien. Entlang des kristallklaren Schlegeisbaches laufen wir auf einem mit Natursteinplatten angelegten Wanderweg mit mäßiger Steigung, bevor ein felsiger Pfad steil hinauf zur Italienischen Grenze führt.

Der Blick ins Pfitschertal, was gleichsam das Ende unsere Wanderung ist, ist umwerfend. Voller Freude und etwas Wehmut steigen Peanut und ich den steinigen Pfad ins Pfitschertal ab. Unsere Nacht verbringen wir im Gasthof Neuwirt, St. Jakob / Pfitsch


Etappe 9 Pfitsch - Sterzing

Ein entspannter Wanderweg führt uns auf unserer letzten Etappe entlang des Pfitscher Baches durch das Tal. Noch einmal durchqueren wir ein Waldstück vorbei an einer Klamm und dann, ich kann es kaum glauben, erblicke ich in der Ferne unser Ziel- Sterzing. Beflügelt und voller Energie das letzte Etappenziel vor Augen laufen wir die letzten Kilometer bis ans Ziel.


Überglücklich über das tolle Abenteuer, das ich mit P erleben durfte, stehe ich nun in Sterzing am Bahnhof. Realisieren, dass unsere Tour nun vorbei ist, kann ich noch nicht.


Für die Rückreise zum Ausgangspunkt gibt es 2 Optionen:


Zug & Bus Zug:

Sterzing - Brenner, Fahrzeit ca. 20 Minuten ( Zug fährt stdl.)

Umstieg Brenner in den Zug nach Jenbach, Fahrzeit ca. 1 Std. 13 Min. ( Zug fährt alle 2 Std.)

Bus: Jenbach – Maurach Mittelschule, Fahrzeit 22 Min ( Bus fährt stdl.)

Umstieg Maurach Mittelschule in den Bus zum Tegernsee, Fahrzeit 1 Std. 13 Min. (Bus fährt 2x tgl.)

Alternativ gibt es Taxiunternehmen, die für 300 € zum Tegernsee fahren.


Unser Rückblick

Einen Tag nach Abschluss unserer Alpenüberquerung blicke ich voller Freude zurück auf die letzten 9 Tage. Perfektes Wetter, tolle Bekanntschaften, wunderschöne, abwechslungsreiche Berglandschaften und vor allem ein unvergessliches Abenteuer mit meinen treuen Berghund Peanut. Ein Abenteuer, das wir nie vergessen werden, ein Abenteuer, welches uns mit jedem Schritt, mit jedem Schweißtropfen noch näher zusammengebracht hat. Ein Abenteuer, das Lust auf mehr macht, oder?



Habt Ihr Fragen zum Training, zur Ausrüstung oder zur Route, dann meldet Euch gerne bei mir.

E-Mail: info@saraheffer-coaching.de


Für weitere Einblicke gibt es ein Video unserer gemeinsamen Tour auf meinem

Youtubekanal Saraheffer_Coaching oder

auf Instagram: SarahEffer_Coaching





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